Wichtige Informationen für digitale Schriften befinden sich in den Dateien ‚Adobe Font Metrics‘ (AFM), ‚Adobe Multiple Font Metrics‘ (AMFM) und ‚Adobe Composite Font Metrics‘ (ACFM), die mit jeder PostScript Type 1 Schrift geliefert werden. Es handelt sich dabei um Textdateien im ASCII-Format, die verschiedene Informationen, sowie die Font-Metrik über die jeweilige Schrift beinhalten. Die AFM Dateien für Type 1, die AMFM für Multiple Master Schriften und die ACFM für die Original Composite Fonts (OCF), für den asiatischen Sprachraum.
Die Struktur der AFM-Datei
Die AFM-Datei beinhaltet verschiedene optionale und obligatorische Informationen über die Schrift, die folgendermaßen aufgeteilt sind:
Für die Beschreibung der jeweiligen Teile werden Schlüsselwörter ‚Start...‘ und ‚End...‘ benutzt. ‚StartFontMetrics version‘ und ‚EndFontMetrics‘ sind obligatorische Schlüsselwörter, um eine AFM-Datei zu beschreiben. Sie bilden die erste und letzte Zeile dieser Datei. Im Kopf der Datei befinden sich allgemeine Informationen zur Schrift, z.B. Erstellungsdatum, der Name der Schrift, der Name der Schriftfamilie, der Schriftschnitt, das Copyright u.a.
Mit der Version wird angegeben, um welche Version es sich bei dem erstellten Font handelt. Bei Versionen, die sich um Bruchteile unterscheiden (z.B. Versionen 1.0 und 1.3), handelt es sich um kompatible Revisionen des Formats (z.B. wurde die Laufweite nicht geändert). Ganzzahlige Versionssprünge (z.B. Versionen 1.0 und 2.0) deuten auf wesentliche, möglicherweise inkompatible Änderungen. Unterscheiden sich die Laufweiten, kommt es unweigerlich zu veränderten Umbrüchen. Es folgen Daten der AFM-Datei der ‚LinotypeErgo-Regular‘:
StartFontMetrics 2.0
Nach diesen Angaben folgen Informationen aller kodierten und unkodierten Zeichen, definiert durch Abkürzungen:
C 65 ; WX 638 ; N A ; B 0 0 638 600 ;
Als nächstes wird eine Tabelle mit Ästhetikwerten erstellt, um kritische Buchstabenkombinationen (z.B. Ta, AV, LV, usw.) typografisch/optisch korrekt zu bearbeiten. Es handelt sich dabei um das Kerning/die Unterschneidung von Buchstabenpaaren (Kern Pairs) — Angaben über den Zeichenzwischenraum, der vergrößert oder verkleinert wird.
KPX A V -61
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____________________ Abb. 3.5-2 Das Buchstabenpaar ‚AV‘ links ohne und rechts mit Unterschneidung |
Bei diesem Paar wird das Zeichen ‚A‘ um 61 Einheiten an das ‚V‘ herangerückt. Von Adobe ist für die Schriftherstellung ein PostScript-Geviert von 1000 mal 1000 Einheiten vorgegeben. Es ist jedoch möglich, daß bestimmte Zeichen außerhalb des Gevierts ragen, wobei Werte von -2000 bis +2000 Einheiten zulässig sind.
Den Unterschneidungsdaten können noch Angaben über zusammengesetzte Zeichen (sogenannte Composite Characters) folgen. Diese Angaben nutzen Programme, um die Positionierung diakritischer Zeichen in Abhängigkeit zum Grundzeichen zu ermitteln.
CC Aacute 2; PCC A 0 0; PCC acute 211 185;
Dabei wird das Akzentzeichen über das ‚A‘ gesetzt und danach um +211 Einheiten in der x-Achse und um +185 Einheiten in der y-Achse verrückt.
Für die verschiedenen Betriebssysteme befinden sich die Kerningdaten in verschiedenen Dateien. Bei Windows befinden sie sich für Type 1 Fonts in der PFM-Datei (Printer Font Metrics), bei Macintosh in der Bitmap-Datei und bei Unix in der AFM-Datei. Es sei noch weiteres zu beachten: Nicht alle Programme unterstützen Kerningtabellen. Microsoft Word unterstützt sie im Zusammenhang mit TrueType-Fonts, jedoch nicht mit Type 1.
Obwohl es möglich ist, eigene Unterschneidungswerte abzuspeichern, ist hiervon im folgenden Fall abzuraten: Werden die Unterschneidungswerte eine Schriftdatei editiert/verändert und zum Belichtungsstudio gebracht, welches nicht modifizierte Schriften benutzt, kommt es unweigerlich zu Problemen — z.B. verändert sich der Umbruch. Dies gilt jedoch nicht für das PDF-Format. Dort kann die eigene Schrift sammt den Unterschneidungswerten eingebettet werden.
Bei einer Multiple Master Schrift befinden sich die Metrikdaten in einer AMFM Datei, welche Kontrolldaten und globale Schriftinformationen beinhaltet, plus jeweils eine AFM Datei für die jeweiligen Master-Schnitte. Die ACFM Datei beinhaltet Informationen über die Struktur einer zusammengesetzten Schrift — insbesondere globale Metrikdaten der zusammengesetzten Schrift, sowie globale Metrikdaten jeder von ihr abstammenden Schrift. Die Zeichenmetrik der jeweiligen Zeichen einer zusammengesetzten Schrift, wird in einer dazugehörigen AFM Datei beschrieben.
Vollständige Spezifikationen sind direkt bei der ‚Adobe Developers Association‘ erhältlich. Mehr über AFM: www.adobe.com/supportservice/devrelations/PDFS/TN/5004.AFM_Spec.pdf
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Abb. 3.5-3
Die Zusammensetzung des ‚A‘ und des Akzentzeichens ‚acute‘
Es soll beachtet werden, daß unterschiedliche Programme bei der Definition von Punktgrößen auch mit unterschiedlichen Einheiten rechnen. QuarkXPress rechnet mit 200 Einheiten pro Geviert, PageMaker und FreeHand mit 100.